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  Wirtschaft Indiens 16.06.2025 00:00 (UTC)
   
 

1. Einleitung:

Während meiner Semesterarbeit in dem Fach Seminar zum Thema Indien befasse ich mich mit der Wirtschaft und dem Wirtschaftswachstum Indiens.

Dabei möchte ich auf unterschiedliche Bereiche eingehen, um dem Leser einen vielseitigen und umfassenden Einblick über das enorme Wachstum der indischen Wirtschaft und die zukünftige Bedeutung für die Weltwirtschaft zu verschaffen.

 

2. Motive, dieses Thema zu bearbeiten:

Bei meiner Themenwahl hatte ich mehrere Möglichkeiten, entweder die sozialen Probleme Indiens oder Indiens Wirtschaft. Ich habe mich jedoch gerade für dieses Thema entschieden, da ich denke, dass die Wirtschaft Indiens gerade die nächsten Jahrzehnte mit prägen wird und für die Weltwirtschaft immer bedeutender und interessanter wird.

Indien gehört zu den vier großen Schwellenländern (BRIC-Staaten) der Welt und hat durch den hohen Anteil an Dienstleistungen große Chancen einer der nächsten Industriestaaten der Welt zu werden.

Ich werde anfangs Hintergrundinformationen geben, dann die aktuellen Daten und Fakten nennen und schließlich noch einen Ausblick in die Zukunft und die Schwerpunkte der Entwicklung aufzeigen.

 

3. Historie:

3.1. Englische Kolonialzeit:

Bevor die Engländer im 17. Jahrhundert nach Indien kamen und dort die Macht ergriffen, war die Wirtschaft Indiens geprägt von dem Handel mit Gewürzen und Stoffen. Die Handelsverbindungen waren selbst zu dieser Zeit schon sehr gut ausgebaut und ein Handel von hochwertigen Waren nach Ostasien, Ostafrika und Europa war möglich.

Mit der britischen Ostindien-Kompanie, die mit sehr vielen Handelsrechten ausgestattet war, wurde der Tuchhandel für Indien ein immer wichtiger werdender Wirtschaftszweig. Die Stoffe wurden in Webereien in Indien, hauptsächlich Bengalen, hergestellt und verarbeitet, um dann nach England zu verschifft werden. So hat die Ostindien-Kompanie es geschafft innerhalb von wenigen Jahrzehnten fast den gesamten Handel zwischen Indien und England zu kontrollieren.

Ab 1765 wurde der Kompanie von Shah Alam II. das Recht übertragen in Bengalen Steuern zu erheben, was die damalige Macht der Briten in Indien verdeutlicht. Da Indien England jedoch ausschließlich als Handelspartner von Nutzen war, konzentrierte England sich während der eigenen Industrialisierung weniger für Indien und das Land bekam wirtschaftliche Probleme, da es vorerst als Handelspartner nicht mehr von großen Nutzen war und England sein Interesse in die eigenen Erzeugnisse setzte.

Dies bedeutete für Indien, dass Massenarbeitslosigkeit und Armut im Land vorherrschten. Ab 1854 entwickelte Indien jedoch selbst eine wachsende Industrie, die sich auf Textilhandel, Jute und Stahl konzentrierte. Dabei konzentrierten sie sich speziell im Textilhandel besonders auf günstige Waren, dessen Preis die Briten durch die hohen Transportkosten nicht unterbieten konnten.

Nach dem zweiten Weltkrieg gelang es Indien außerdem die britische Konkurrenz zu verdrängen. Dennoch war Indien zur englischen Kolonialzeit kaum industrialisiert und der primäre Sektor war immer noch von größter Bedeutung, jedoch trotzdem kaum entwickelt. Dies wurde deutlich, als Indien 1947 unabhängig wurde und nur in wenigen Ständen Anfänge von Industrie zu sehen waren.


 


 

3.2. Internationale Bindungen und Erfahrungen:

In den knapp zwei Jahrhunderten, in den Indien unter der Macht der Engländer stand hat sich nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine historische Verbindung aufgebaut. So sieht man auch heute noch viele Inder, die in England leben und in Indien viele Menschen, mit englischen Wurzeln.

Durch Indiens Export-Handel haben sich nicht nur in Indien, sondern auch an den indischen Handelsrouten viele Indern angesiedelt. Dies betrifft beispielsweise Kapstadt, Arabien, das durch den Suez-Kanal erreicht wurde und Persien, das über die „Seidenstraße“ in dem Himalaya Gebirge erreicht wird.

Des weiteren steht Indien seit 60 Jahren mit Pakistan im Konflikt. Das ehemalige Indien, das aus Indien und Pakistan bestand, wurde aufgrund von Religionsunterschieden getrennt und führte seitdem drei Kriege. Langsam beginnen die beiden Länder jedoch wieder sich einander anzunähern. Dies ist für die Weltgemeinschaft auch enorm wichtig, da beide Länder Atommächte sind, bzw. in naher Zukunft werden und ein Atomkrieg verhindert werden soll.

 

3.3. Kastenwesen:

Das Kastenwesen ist für die Inder sehr wichtig und seit circa 2000 vor Christus gewachsen, angepasst worden und hat die Grundlagen der gesellschaftlichen Ordnung geregelt. Diese bestimmte Ordnung teilt jedem Menschen einer Kaste zu, in die er hinein geboren wird und nur durch ein geregeltes und züchtiges Leben durch Wiedergeburt in eine höhere Kaste aufsteigen kann. Jeder Kaste sind bestimmte Regeln zugeschrieben und nicht nur sein Platz in der Gesellschaft, sondern auch den in der Bildung und dem Beruf. Das Kastenwesen wurde 1949 als illegal erklärt, wie man sich jedoch vorstellen kann, hat dies Bevölkerung nicht besonders gut, bis gar nicht aufgenommen. Die Grundzüge des Kastenwesens bestehen also mental weiterhin.

Der Gegensatz zwischen Wirtschaftsfortschritt und Kastenwesen besteht darin, dass durch den sozialen Status die Ausbildung des einzelnen festgelegt.

Dadurch kommt es dazu, dass in der Wirtschaft keine Dynamik entsteht, bzw. lange nicht entstanden ist. Die Menschen wurde in eine Kaste hinein geboren und konnten sich von Anfang an sicher sein, dass sie auf Lebzeit nicht mehr aus dieser heraus kommen, sie haben sich damit abgefunden und nicht versucht durch Engagement und Talent zu zeigen, was sie ermöglichen und erreichen können. Dementsprechend ist es als Basis also wichtiger die Gedanken der Menschen zu ändern und ihnen beispielsweise den „American Dream“ einzuprägen, um ihnen zu zeigen, dass eine Karriere, auch mit erschwerten Bedingungen, möglich ist. Die Folge daraus wäre, dass die gesamte Bevölkerung und nicht nur die oberen Klassen einen gewissen Ansporn hätten, der der Wirtschaft die nötige Dynamik gibt.

An dem enormen Wachstum der indischen Wirtschaft ist zu sehen, dass dies immer mehr der Fall ist. Daraus lässt sich schließen, dass das Kastenwesen immer mehr an Bedeutung verliert.

 

3.4. Demokratie:

Indien wird nun seit mehr als 60 Jahren von einem demokratischen System regiert und ist heutzutage in 28 Staaten geteilt. Das momentane Staatsoberhaupt ist Pratibha Devisingh Patil, die seit dem 25.07.2007 Präsidentin von Indien ist.

Trotz der vielen unterschiedlichen ethischen Gruppen, Glaubensrichtungen, Sprachen , Kasten und Ideologien, hat Indien es geschafft eine der größten mehrparteien Demokratien der Welt zu werden.

Den Grundstein dafür legte bereits Mahatma Ghandi mit seinem Freund und Begleiter Jawaharlal Nehru. Nehru war nicht nur der erste, sondern auch der am längsten amtierende Ministerpräsident Indiens. Seine Amtszeit belief sich über die Jahre von 1947 bis 1964 und er versuchte schon damals der indischen Bevölkerung die Gewohnheiten der Demokratie beizubringen und sie davon zu überzeugen: Verachtung für Diktatoren, Respekt für parlamentarische Verfahren und den treuen Glauben an das konstitutionelle System.

Nehru war sich während seiner gesamten Laufbahn darüber bewusst, dass er seine Macht der indischen Bevölkerung zu verdanken hatte und zeigte ihnen daher allen Respekt, den er nur aufbringen konnte und versuchte immer besonders ansprechbar für und nah bei der Bevölkerung zu sein.

Jawaharlal Nehru mit seinem Idol und Freund Mahatma Ghandi

3.5. Wirtschaftsmodelle:

Durch das Kastenwesen war Indien schon immer sehr durch die oberen Schichten der Gesellschaft beherrscht, es erinnert an eine Aristokratie oder eine Feudalherrschaft.

Diese Aristokratie lebte besonders während der englischen Kolonialzeit auf. Die immigrierten Engländer waren stets etwas besonderes und von der Bevölkerung auch so behandelt zu werden.

Das Feudalwesen ergibt sich aus dem Kastenwesen. Die Gesellschaft ist in Klassen geordnet und hat keine Chance diese zu verlassen. Während dieser Mischung aus Aristokratie und Feudalwesen herrschte der Kapitalismus in Indien, der durch die Engländer eingeführt worden ist.

Nach der Unabhängigkeit Indiens, kam es unter Nehru zu einer Demokratie und die Planwirtschaft wurde eingeführt. Bei der Bevölkerung jedoch stand der Wunsch nach dem Kommunismus im Vordergrund, da dies zu diesem Zeitpunkt große Modernität versprach und Indien Teil dessen sein wollte.

Seit vielen Jahren steuert Indien nun immer mehr auf eine freie Marktwirtschaft zu, was sich auch in dem enormen Wachstum zeigt.


 

4. Daten des Landes:

Indien hat eine Fläche von 3.287.590 km² und eine Einwohnerzahl von 1.166.079.217 Menschen. Dabei sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung noch nicht einmal fünfundzwanzig Jahre alt und ein Maximum ist noch lange nicht erreicht. Es wird damit gerechnet, dass der Elefant Indien den Drachen China spätestens 2034 mit 1,46 Milliarden Menschen überholt. Bis zum Jahr 2050 soll Indien sogar noch auf 1,6 Milliarden Menschen wachsen. Die Hauptstadt Indiens ist New Delhi, in der die Bevölkerung bei circa 13, 8 Millionen Einwohnern liegt. Die Wachstumsrate der indischen Bevölkerung lag 2007 bei circa 1,606% und die Geburtenrate lag im Jahr 2008 bei 22,22 pro 1.000 Einwohnern.

Ein Vorteil der hohen Bevölkerung ist, dass eine große Dynamik entsteht und immer noch Wachstumspotenzial vorhanden ist, jedoch ist auch darauf zu achten, dass das Land die immer größer werdende Bevölkerung ernähren und bilden muss und eine passende Infrastruktur aufzubauen hat.


 

Bevölkerungspyramide Indien 2005


 

Die offizielle Landessprache Indiens ist Englisch, was eine gute Voraussetzung für eine wirtschaftliche Großmacht ist, da das Handeln so bedeutend einfacher ist. Des weiteren wird in Indien Hindi gesprochen und 21 weitere Sprachen sind anerkannt.

Indien hat ein Bruttoinlandsprodukt von circa 768 Milliarden Euro, was 1.039 Milliarden USD entspricht. Dieses wächst seit den 1970er Jahren stätig (siehe Graphik „Indien und China: Die Globalisierungsgewinner“). Das Bruttosozialprodukt Indiens beträgt 2008 3.800 USD.


 

Die wichtigsten Rohstoffe des Landes sind Kohle (weltweit viert größtes Vorkommen), Eisenerz, Mangan, Glimmer, Bauxit, Chromit, Dolomit, Erdgas, Diamanten, Erdöl, Kalkstein, Zink, Blei und Salz.

Die wichtigsten Zweige der Industrie sind Textilien, chemische Produkte, Nahrungsmittelverarbeitung, Aluminium, Stahl, Transportmittel, Zement, Bergbau, Erdöl, Maschinen und Tourismus.

57, 1% Indiens werden landwirtschaftlich genutzt, was deutlich macht, dass der primäre Sektor immer noch sehr stark in Indien vertreten ist und dennoch nur ein Drittel zum Bruttosozialprodukt beiträgt. Dies hängt damit zusammen, dass nur 32,7% dieser Fläche bewässert sind und somit die Anbaumöglichkeiten nicht besonders groß sind. Dennoch verdienen knapp 70% aller Beschäftigten ihren Lebensunterhalt mit der Agrarwirtschaft, was die mangelnde Produktivität im Landwirtschaftssektor zeigt. Ein großen Problem wird der Wandel und die Umstrukturierung, wie zum Beispiel die Fortbildung und Einsatz in anderen Wirtschaftsbereichen, sein.


 

5. Wettbewerber:

5.1. BRIC-Staaten:

Als BRIC-Staaten bezeichnet man die vier großen Schwellenländer der Welt, Brasilien, Russland, Indien und China. Die vier Länder sind alle im Begriff Industrieländer werden zu können, stehen also „an der Schwelle“ zu den Industriestaaten dazu zu stoßen. Alle vier Staaten haben einen jährlichen einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 5% bis 10% (zum Vergleich: EU etwa 2%).

Die Prognose für diese vier Staaten lautet, dass sie bis 2050 die G8-Staaten überholen sollen und der „westlichen Welt“, Europa und Nordamerika, damit ihre seit etwa fünf Jahrhunderten führende Stellung in der Weltwirtschaft zu entziehen.


 

5.1.1. Brasilien:

Brasilien gilt als Rohstofflieferant und verfügt über ein großes landwirtschaftliches Potenzial für soft (Orangensaft) und hard (Eisenerz) commodities. Des weiteren hat Brasilien sich genau wie Indien eine Demokratie aufgebaut und ist momentan dabei sich eine eigene Industrie aufzubauen.


 

5.1.2. Russland:

Besonders auffallend in Russland sind die großen Vorräte an Erdöl und -gas, das heißt, dass Russland genau wie Brasilien über Rohstoffe verfügt. Außerdem besitzt Russland viele Industrieeinrichtungen, die jedoch noch auch sowjetischen Zeiten kommen und somit oft marode sind. Bevor Russland also noch mehr an wirtschaftlicher Macht gewinnen kann, müssen diese saniert und ausgebaut werden.

Russland hat genau wie China das Problem mit der politischen Instabilität. Bevor Russland zu den Industriestaaten gezählt werden kann, muss diese politische Instabilität behoben werden und die Demokratie damit gesichert.

Ein weiterer Schritt, den Russland noch vor sich hat ist es den Dienstleistungssektor auszubauen, denn es ist nicht möglich eine Industrienation zu werden und sich dabei auf dem Rohstoffhandel des Landes auszuruhen.


 

5.1.3. China:

China ist von den BRIC-Staaten einer Industrienation am nächsten, jedoch wird dies in den nächsten Jahrzehnten Probleme mit der Bevölkerung bekommen. Vor Jahrzehnten hat China bereits eine „Ein-Kind-Politik“ eingeführt, was bedeutet, dass es politisch deutlich gewünscht ist, dass Familien nur ein Kind haben sollen. Dies führt jedoch dazu, dass die Bevölkerung auf Dauer gesehen ein immer höheres Durchschnittsalter bekommen wird und diese somit „veraltert“. Die besonders gute Entwicklung der Städte und Sonderwirtschaftszonen liegt auch einem chinesischem Prinzip zugrunde. China hat so genannte „Sonderwirtschaftszonen“ eingeführt, in denen westliche Länder ihre eigene Industrie ansiedelten, um so leichter Handel mit China zu betreiben. Seit 20 Jahren ist China nun dabei diese Zonen wieder unter eigene regie zu nehmen und profitiert so von dem westlichen Standard.

Ein Problem Chinas für eine weiterhin so gute wirtschaftliche Entwicklung ist, genau wie bei Russland, die Instabilität der Politik. Beide Staaten verfügen noch nicht über eine freie Demokratie, sondern eine Mischform. Es gibt keine freien Wahlen und der Staat entscheidet, wer die mächtigsten Glieder (Oligarchen) in der Politik und der Wirtschaft sein sollen.


 

5.1.4. Fazit /Bezug Indien:

Insgesamt ist zu den BRIC-Staaten zu sagen, dass Indien in der Zukunft die besten Chancen hat ein Industriestaat zu werden. Indien ist nicht wie Brasilien und Russland abhängig von Rohstoffen, sondern hat sich besonders bei den Dienstleistungen einen bedeutenden Zweig aufgebaut.

Die politische Lage Indiens ist stabil, was ein wichtiger Faktor dafür ist, dass sich ein solche Wirtschaft überhaupt erst aufbauen kann und Bestand hat.

Indien hat im Gegensatz zu Russland sehr auf Bildung gesetzt, dies zeigt sich nun in vielen, gut ausgebildeten Arbeitskräften, die die Grundlage für den Aufbau und die Dauerhaftigkeit einer Wirtschaft sind.

Weitere wichtige und positive Punkte für Indien sind, dass in Indien seit der englischen Kolonialzeit die englische Sprache vorherrscht und damit eine gute Basis für den Handel geschaffen ist., die in China, Brasilien und Russland nicht vorhanden ist, und, dass Indien mitten in den Zeitzonen liegt, das heißt auch Indiens Lage ist für eine Wirtschaft vorteilhaft, wenn auch nur geringfügig. Durch seine Lage hat Indien die selben Tages- und Nachtzeiten wie die Industriestaaten und das Kommunizieren fällt dadurch durch komplett unterschiedliche Arbeitszeiten nicht schwer.


 

5.2. Industriestaaten:

Die Industriestaaten sind im Gegensatz zu den BRIC-Staaten schon voll entwickelt. Bei ihnen ist die soziale Sicherung bereits vorhanden und die wirtschaftliche Lage gesichert. Dies bedeutet jedoch auch, dass die Dynamik verloren geht und sich die Industriestaaten somit immer langsamer entwickeln.

Bei den BRIC-Staaten hingegen entwickelt sich diese Dynamik gerade erst, was bedeutet, dass der Wille die Wirtschaft und das Land aufzubauen noch um einiges stärker ist, als bei den Industriestaaten. Trotz des großen Vorsprunges der Industriestaaten den BRIC-Staaten gegenüber, werden die BRIC-Staaten diese in geraumer Zukunft nicht nur einholen, sondern eventuell auch überholen, auch wenn dies für die BRIC-Staaten keine leichte Aufgabe wird.


 

6. Ausgangssituation 2009:

Zum Glockenschlag um Mitternacht, wenn die Welt schläft, wird Indien zu Leben und Freiheit erwachen“. Dies hatte Jawaharlal Nehru bei der Unabhängigkeit Indiens, seinem Land und deren Bevölkerung, zugerufen. Nun, knapp 60 Jahre später, muss die Welt feststellen, dass genau das geschehen ist. Die Wirtschaftszentren und die knapp dreißig Millionenstädte sind der Antrieb des neues Indiens und bereits 2015 sollen Bombay und Delhi nach Tokio die größten Städte der Welt sein.

Die schnell wachsende Mittelschicht Indiens, die mittlerweile auf circa 250 Millionen Menschen geschätzt wird, entwickelt einen Konsumrausch, der nur selten irgendwo anders zu finden ist. Nicht nur in den knapp 350 neu gebauten Shopping Malls, die seit 2001 gebaut wurden, wird dieser befriedigt, sondern auch auf dem Immobilienmarkt. Die Zahl der Hypotheken für genau diesen Zweck steigt derzeit um 30 % pro Jahr.

Angeblich hat Bombay bereits mehr Millionäre, als Manhattan, die ihr Geld an der Börse, dem Handels- und Finanzzentrum Indiens anlegen und vermehren.

Die Konsumausgaben der Mittelschicht steigen pro Jahr um circa 15 % und dabei ist kein Ende abzusehen.

Bis 2013 sollen mindestens 4000 neue, zusätzliche Piloten gebraucht werden, da gerade das internationale Flugnetz Indiens einen enormen Schub erhalten hat, so darf beispielsweise die Frankfurter Fraport AG den Flughafen in Delhi ausbauen, was nebenbei zeigt, dass Indien versucht immer offener für internationale Investitionen zu werden.

Die Gegenseite zu dem Indien der Mittel- und Oberklasse ist jedoch, dass geschätzte 400 Millionen Inder unter der Armutsgrenze leben. Der anglo-indische Schriftsteller Salman Rushdie sieht seine Heimat selbst als „tief im Schlamassel, denn die Armen werden zahlreicher und die Reichen reicher.“ Dieses Zitat macht deutlich, dass Indien trotz der durchgehend guten Prognosen, noch eine große Hürde zu meistern hat. Die Massenarmut und die Arbeitslosigkeit muss bekämpft werden und die Ober- und Mittelschicht muss eine neue Denkweise erlernen. Wie auch gut in der Kurzgeschichte „Outsider“ von Meher Pestonji zu sehen ist, sind die, die die Mittel haben, um zu helfen, nicht darin interessiert dies zu tun. Die Oberschicht kennt schlicht kein Mitgefühl mit den Massen und versteht nicht, dass dies in Zukunft eine Hürde für das Wirtschaftswachstum sein wird.


 

Ein weiteres Hemmnis für den Wachstum der indischen Wirtschaft ist die fehlende Infrastruktur. Beispielsweise bei einem Monsunregen stehen ganze Stadtteile tagelang unter Wasser und die Flughäfen müssen geschlossen werden.

Auch mit stundenlagen Stromausfällen ist in Indien zu rechnen, weshalb sich Großunternehmen Generatoren angeschafft haben, um im Zweifelsfall den Betrieb am Laufen halten zu können.

Auch mit einem geregeltem Bahn- und Straßennetz darf man in Indien nicht rechnen. U-Bahnen gibt es bislang nur in Delhi und Kalkutta und auf den Straßen gilt: „Was fährt, das fährt!“ Für Privatfahrzeuge gibt es keinen TÜV und so passiert es schnell einmal, dass einem nachts ein unbeleuchtetes Fahrzeug oder eines mit kaum funktionierenden Bremsen auf der eigenen Fahrbahn entgegen kommt. Bei den unzählbaren Unfällen jeden Jahres ist es meistens der Fall, dass „der Überlebende“ davon läuft und es ihm nicht in den Sinn kommt dem Verletzten zu helfen. Auch das Rettungssystem ist in Indien noch sehr instabil.

Das Problem der Infrastruktur hat Indien jedoch erkannt und sofort Besserung veranlasst. 65.000 Kilometer Straße will die Regierung nun erneuern, bzw. bauen und so ebenfalls das Problem der Massenarmut in einem geringen Maße in den griff bekommen, indem sie diese für den Bau der Straßen einsetzen.

Bau einer hochmodernen Metro-Linie in Neu Delhi

Durch ein sehr hohes Haushaltsdefizit, das die Regierung vorerst lindern will, entsteht jedoch das Problem, dass Investitionen in Infrastruktur-, Gesundheits- und Bildungsbereich, sowie die Armut auf Dauer zu bekämpfen, erstmal in den Hintergrund treten.

Im Gegensatz zu China ist in Indien der Dienstleistungssektor der bedeutendste. Daher wird China als „Werkbank der Welt“ bezeichnet und Indien als „intellektuelle Macht“.

Dennoch wuchs im Jahr 2005/ 2006 die Industrie fast genau so stark wie der Sektor der Dienstleistungen in Indien. Der Betrag zum Bruttoinlandsprodukt lag trotzdem weiterhin nur knapp bei der Hälfte des Betrages der Dienstleistungen zum BIP.

Indien legt besonders viel Wert darauf, dass die Unternehmen sich aus privater Kraft entwickeln und bei Erfolg somit eine gesichertere Zukunft haben, als die subventionierten Unternehmen, wie zum Beispiel in China. Die Privatunternehmen in Indien haben auch ohne Subventionen die Kraft sich selbst auf dem Markt zu vertreten und es besteht nicht die Gefahr, dass bei fehlenden Subventionen das gesamte Unternehmen scheitert.

Der durchschnittliche Wirtschaftswachstum Indiens betrug während der Jahre 1995 bis 2006 circa 7 %, nach Angaben der OECD (Organisation of Economic Co-operation and Development) und der BIP erreichte sogar 880 Milliarden USD. Besonders wichtig waren dabei die Sektoren Telekommunikation und Flugverkehr.


 

Indien hat trotz des enormen Wachstum immer noch nur einen Anteil von circa einem Prozent am Welthandel, im Vergleich dazu hat China bereits circa 6,5%. Dieser relativ kleine Wert Indiens hängt auch damit zusammen, dass die Zölle Indiens zusammen. Zwar wurde das Land in die Welthandelsorganisation aufgenommen und wurde so einem gewissen Wettbewerbsdruck ausgesetzt, der auch durchaus von Vorteil sein kann, das Problem liegt jedoch darin, dass die meisten Unternehmen sich sich den Exporthandel nicht leisten können.

Auch wenn Indien selbst im weltweiten Dienstleistungshandel noch eine untergeordnetere Rolle spielt, ist dieser für viele internationale Unternehmen von sehr hoher Bedeutung, da die indischen Unternehmen dabei das so genannte „back office“ übernehmen, das heißt, dass die ausländischen Unternehmen ihre Verwaltungsarbeit nach Indien auslagern. Dafür bietet Indien eine Großzahl an junger, gut ausgebildeter Arbeitskräfte.

Im EDV-Bereich liegt Indien hinter Irland bereits an zweiter Stelle der weltweiten Exporteure und auch im Finanzsektor, bei den juristischen Dienstleistungen, der Medizin und Pharmazie wird große Hoffnung in Indien gesteckt.


 

7. Schwerpunkte der zukünftigen Entwicklung:

7.1. Industrie (IT-Boom):

In der indischen Wirtschaft herrscht enorme Aufbruchstimmung, vergleichbar mit der Wirtschaftswunderzeit in Deutschland. Die Geschwindigkeit des Wandels in Wirtschaft und Industrie ist mit kaum mit etwas zu vergleichen. Einen Boom erlebt vor allem die IT-Branche. Die meisten indischen Absolventen kommen aus den Fachrichtungen IT, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften. Da der Markt einen enormen Bedarf an genau diesen Absolventen hat, ist hier in nächster Zeit keineswegs mit einer Übersättigung zu rechnen.

Wie bereits erwähnt, gibt es in diesem Bereich sehr viele und gut ausgebildete junge Arbeitskräfte. Dies ist eine Folge daraus, dass Indien sich immer mehr auf eine gute Ausbildung konzentriert, was zum Beispiel eine Schwäche Russlands ist.

Besonders wichtig in der IT-Branche ist das Programmieren. Ein Beispiel für die Internationalität dieser Branche ist das Hotel „Rickmers Insulaner“ auf Helgoland. Das Unternehmen ist Kunde bei einer Berliner Firma, die mit dem Besitzer des Hotels ein Gespräch führte und eine Konzeption für eine Buchungsmaschine ausarbeitete. Die Berliner Firma stellte das Projekt einem indischen Projektleiter vor, welcher die Durchführung in Indien veranlasste. Daran ist sehr gut zu erkennen, dass selbst kleine Unternehmen ihre IT-Bereiche in Indien erarbeiten, bzw. überarbeiten lassen.

Des weiteren gibt es viele Unternehmen, die weltweit wettbewerbsfähig sind, wie zum Beispiel „Mittal“ und „Tata“.


 

7.2. Dienstleistungen:

Der Dienstleistungsbereich war schon immer der größte und bedeutendste Sektor Indiens. Hier ist besonders zu beachten, dass die Dienstleistungsfirmen unter freien Marktbedingungen wachsen und nicht wie in China, Russland und Brasilien subventioniert und geschützt werden. Beispielsweise in China dürfen ausländische Versicherungsfirmen nur sehr eingeschränkt tätig werden, dies ist in Indien nicht der Fall, was heißt, dass indische Firmen der internationalen Konkurrenz entgegen treten müssen und sich somit selbst aufbauen.

Besonders wichtig ist dem Dienstleistungssektor sind die indischen Call-Center. Auch hier ist der eigentliche Inhaber eines solchen Unternehmens eine ausländische Firma, die ein solchen Call-Center , um Kosten zu sparen, in Indien aufbaut. Die Anrufe werden dann aus dem entsprechendem Land zu dem indischen Call-Center geleitet und ihnen wird dort von mehrsprachigen Arbeitskräften geholfen, bzw. diese Arbeitskräfte rufen in dem entsprechendem Land an, um dort Kunden beispielsweise Versicherungen zu verkaufen. Zu sehen ist dies beispielsweise auch in dem indischen Film „Slumdog Millionaire“.


 

Ein typisches Call-Center in Indien

Indien ist außerdem einer der größten Filmproduzenten der Welt, der so genannte „Bollywood“ Film kommt aus Indien und wird auch in Europa immer beliebter.

Durch den Wirtschaftswachstum und der Globalisierung wird Indien der „westlichen Welt“ immer ähnlicher. Dies wird besonders in dem Tourismusbereich deutlich. Mit großen Luxushotels versucht Indien internationale Touristen anzulocken und zu begeistern, wie zum Beispiel mit dem „Oberoi Amarvilas“ in Agra.


 

7.3. Forschung und Entwicklung:

Nachdem die Industrie und die Dienstleistungen stark angewachsen sind, wurden auch Mitarbeiter im Bereich Forschung Und Entwicklung (F&E). Mittlerweile arbeitet nur noch knapp jeder zweite F&E-Angestellter in seinem Heimatland, die Firmen siedelten in den letzten Jahren nach China um, aber auch in Indien profitiert mit knapp 30% Neuansiedlungen von diesem Trend. „Mit diesem enormen Wachstum werden China und Indien den westeuropäischen Raum als wichtigsten Standort für neue ausländische F&E-Einrichtungen von US-Unternehmen überholen", so Thomas Goldbrunner, der als Mitglied der Booz Allen Hamilton-Geschäftsleitung, der zusammen mit der Business School INSEAD eine Studie zu diesem Thema durchführte.

Ein Beispiel dafür ist ein Auto, das ab Herbst für nur 2000 Euro in Indien verkauft werden soll. Entwickelt wurde dieses von der indischen Firma „Tata“, die in vier Jahren auch den europäischen Automobilmarkt übernehmen will.

Das 2000 € - Auto „Tata nano“

8. Politische Stabilität und Bedeutung für die Wirtschaft:

Da Indien durch eine sehr lang erprobte Demokratie regiert wird, ist die politische Lage sehr stabil. Dies, und eine freie Marktwirtschaft sind die Grundlagen für eine funktionierende und langfristige Wirtschaft. Ein weiterer positiver Faktor ist, dass die große Mehrheit der Gesellschaft für eine freie Marktwirtschaft ist und somit hinter dem politischem System stehen, was eine weitere Sicherung mit sich bringt.

Seit 2004 ist Manmohan Singh Premierminister, dieser gilt nach der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als „Sinnbild für Loyalität und Ehrlichkeit“, dies bedeutet in Indien, einem Land, in dem Korruption nicht ausgeschlossen ist, sehr viel.

 

9. Fazit/ Ausblick:

Da Indien eins der vier großen Schwellenländer dieser Welt ist, verfügt es über eine sehr große Dynamik, dies wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Die Mittelschicht und die Löhne wachsen und auch die Infrastruktur, die Bildung und die Tourismusangebote werden zunehmend besser.

Um diese Dynamik und die Wachstumsrate nicht zu verlieren, muss Indien jedoch das Problem der Massenarmut in den Griff bekommen und das Gefälle zwischen Stadt und Land vermindern. Des weiteren ist darauf zu achten, dass die Schere zwischen Arm und Reich insgesamt nicht noch größer wird.

Durch bestimmte Projekte der Regierung, wie zum Beispiel dem Straßenbau, dürfte dies für Indien jedoch in Zukunft kein großes Problem sein. Nicht nur Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass Indien in der zukünftigen Wirtschaft eine große Rolle spielen wird, sondern auch ich denke, dass Indien unter der Bedingung, dass es die Massenarmut in den Griff bekommt, aus meiner zukünftigen Arbeitswelt nicht mehr weg zu denken ist.

Die Aktualität des Themas zeigt unter anderem der Leitartikel „Ein Herz für Inder“ der „Financial Times Deutschland“ vom 9.12.2009, in dem darüber berichtet wird, dass VW die japanische Firma Suzuki aufkauft, da Suzuki Marktführer in Indien ist. VW will auf diesem Weg seine eigene Position in Indien für die Zukunft absichern.


 

10. Eigene Bewertung der Hausarbeit:

Meiner Meinung nach ist eine solche Hausarbeit sehr sinnvoll, da man sich so sehr intensiv mit dem gewählten Thema auseinandersetzt. Man erarbeitet es sich selbst und muss selbst entscheiden, wo man seine Schwerpunkte setzt, bzw. was für einen selbst unwichtig ist.

Jedoch ist eine solche Hausarbeit auch mit sehr viel Arbeit verbunden, ich denke, dass ich es mir hätte besser einteilen können, so dass ich die Hauptarbeit nicht während der Klausurenzeit machen musste. Dennoch denke ich, dass man aus Fehlern lernt und dies dann eventuell bei einer weiteren Arbeit besser geregelt bekommen kann.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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