1. Einleitung:
Das Thema meiner Seminararbeit ist Armut in Indien. Im folgenden Text werde ich mich mit den Lebensbedingungen der armen und reichen Bevölkerung auseinandersetzten. Ich werde die Unterschiede zwischen Arm und Reich darstellen, Hilfsorganisationen vorstellen, Perspektiven schildern, die Lebensverhältnisse der Kinder beschreiben und auf den Film „Slumdog Millionär“ genauer eingehen.
Die größte Demokratie der Welt - Indien oder Bharat, wie es offiziell auch heißt, ist nach China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Es leben knapp eine Milliarde Menschen in Indien. Das sind fast 17% der Weltbevölkerung, ein Fünftel der Menschheit. Nach einem langen Freiheitskampf wurde die ehemalige englische Kolonie 1947 unabhängig. Sie wählte den Weg der parlamentarischen Demokratie.
2. Lebensbedingungen:
Indiens Wirtschaft wächst weltweit am schnellsten und die ist, auf die Bevölkerungszahl bezogen, größte Demokratie der Welt. Gleichzeitig ist es eine sehr traditionsbewusste und friedliche Kultur. Diese beiden Facetten kennzeichnen das indische Leben und die Kultur. Gerade in den Großstädten findet man eine Mischung aus dem alten Indien und dem neuen Indien auf dem Weg der Modernisierung.
Die indische Kultur wird vor allem durch den Hinduismus geprägt, der Freundlichkeit, Friedlichkeit und Gastfreundschaft lehrt.
Leider gibt es auch die unschöne Seite in Indien, die Armut. Noch immer leben über ein
Viertel der Inder unter der Armutsgrenz.
2.1 Unterschiede zwischen Arm und Reich:
Wenn man nach Indien kommt, in eine Stadt wie Bombay oder Delhi wird man die neuesten Modelle von Mercedes neben bettelnden Kindern fahren sehen. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind sehr groß. Indiens Bevölkerung ist riesig, es gibt Menschen mit einem sehr hohen Einkommen und Menschen, die in totaler Armut leben.
Indiens Wirtschaft boomt. Die Wachstumsrate des BIP liegt bei etwa 8%, allerdings ist hier ein deutliches und zunehmendes Ungleichgewicht zwischen dem primären (22,2% des BIP) und dem sekundären (26,6%) bzw. tertiären Sektor (51,2%) zu bemerken. Während Industrie- und Dienstleistungssektor Wachstumsraten von 10,3% (2005/06) aufweisen, wächst die Landwirtschaft nur um 3,9%.
Die Computerbranche allein ist derzeit für 4% des BIP verantwortlich, obwohl hier „nur“ 1 Mio. Menschen beschäftigt sind. Die meisten Inder aber können vom Wirtschaftswachstum nicht profitieren. 90% der arbeitenden Bevölkerung sind im informellen Sektor beschäftigt, wo die Produktivität gering ist und das Einkommen nicht selten unterhalb des Existenzminimums liegt. Auch auf dem Land ändert sich wenig. Noch immer haben 40% der Menschen im ländlichen Raum keinen Zugang zur Stromversorgung, eine große Masse landloser Arbeiter lebt teilweise in Schuldknechtschaft.
Zwei Drittel des BIP werden in den Städten erwirtschaftet, wo jedoch nur ein Drittel der Bevölkerung lebt. Einer wachsenden Mittelschicht von fast 200 Mio. Personen, deren Kaufkraft stetig steigt, stehen fast 400 Mio. Arme gegenüber, die unterhalb der Armutsgrenze leben.
Der Staat strebt neuerdings die Schaffung von Sonderwirtschaftszonen (Bergbauprojekte etc.) an, deren Nutzen für die Wirtschaft umstritten ist, die jedoch zu Vertreibung und anderen sozialen Problemen führen.
Eine verfehlte Landwirtschaftspolitik hat 2006 allein im ersten Halbjahr 740 Bauern in den Selbstmord getrieben. Hauptursache dafür sind Überschuldung und Ernteeinbußen, vor allem ausgelöst durch falsche Versprechen von Saatgutfirmen.
2.2 Delhi:
Fast 30% aller Inder leben mittlerweile in Städten, die Urbanisierungsrate steigt ständig. Folglich wachsen auch Armut und Elendsviertel in den Städten. Die Entwicklung der städtischen Infrastruktur, des Wohnungsbaus, der Ordnung des Gemeinwesens und der Ausbau sozialer Einrichtungen können mit diesem Bevölkerungswachstum meist nicht mithalten. Das ist auch in der 11 Mio. Einwohner zählenden Hauptstadt Delhi so, die nach Mumbai (früher Bombay) die zweitgrößte Stadt Indiens ist. Delhi liegt im Norden Indiens, zwischen der Wüste Thar und dem Himalaya. Eigentlich besteht Delhi aus zwei Städten, Alt-Delhi und Neu-Delhi, heute sind diese beiden Städte aber zusammengewachsen.
Alt-Delhi hatte immer eine herausragende Bedeutung in Indien. Reiche Fürsten bauten hier prächtige Paläste, der Handel blühte. Neu-Delhi wurde in der Kolonialzeit von den Engländern als moderne und geplante Stadt angelegt, hier findet man die Regierungsgebäude und den Präsidentenpalast.
Wie in allen Millionenstädten Indiens ist der Unterschied zwischen arm und reich erstaunlich.
Neben dem Banker im neuesten Mercedes-Modell zieht ein Müllsammler seinen Karren durch die Straßen, der versucht, sich durch den Verkauf von Pappe seine nächste Mahlzeit zu sichern. Delhi ist auch die Stadt, in der viele Straßenkinder ankommen, die dem Hunger auf dem Land entfliehen oder es in Elend und Gewalt der randstädtischen Slums nicht mehr aushalten. Die Landflucht ist eine der Hauptursachen des indischen Straßenkinderproblems. Da die Regierung keinerlei Anstrengungen unternimmt, die ländlichen Lebensumstände zu verbessern, bietet ein Leben als Bauer für viele Familien keine Existenzgrundlage mehr. Sie suchen nach neuen Verdienstmöglichkeiten in den Städten, landen aber meist in einem der riesigen Slums, wo es genauso wie auf dem Land an Infrastruktur wie Strom- oder Wasserversorgung mangelt, von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen ganz zu schweigen. Unter diesen Bedingungen zerbricht oft auch noch der letzte Halt, die Familie. Nach Schätzungen von UNICEF leben in Delhi etwa 125.000, nach anderen Schätzungen mindestens 400.000 Kinder auf der Straße.
3. Kinder in Indien:
Straßenkinder, Jungen und Mädchen, sind Opfer von Armut, Missbrauch, Ausbeutung und Unterdrückung. Sie werden von den Eltern zum Geldverdienen in die Innenstadt geschickt, bleiben aber wegen der weiten Entfernungen und der schlechten Familienverhältnisse oft erst tagelang und schließlich ganz von zu Hause weg. Vom anfänglichen Traum von einem besseren Leben bleibt nichts als der tägliche Überlebenskampf auf der Straße, der von ihnen Schwerstarbeit verlangt.
Sie verdienen ihren Lebensunterhalt als Müllsammler, Schuhputzer, Teeverkäufer, Autowäscher u. ä.. Mit einer täglichen Arbeitszeit von 8-15 Stunden können sie an guten Tagen umgerechnet 1 Euro verdienen.
Das verdiente Geld geben sie in erster Linie für Nahrungsmittel aus, oft aber auch für Kino, Zigaretten, Drogen und Spiel. Häufig werden sie von erwachsenen „Beschützern“, für deren „Schutz“ sie natürlich zahlen müssen, als Drogenkuriere ausgenutzt, sexuell missbraucht und die Mädchen vielfach zur Prostitution gezwungen. Der Alltag ist von permanenter Unsicherheit bestimmt. Ältere Kinder versuchen oft, sich mit Diebstählen über Wasser zu halten. Die Kinder sind zwar in der Lage zu überleben; sie sind für ihr Alter reif und selbstbewusst, haben aber keinerlei Chance auf Schule oder Berufsbildung und Integration in die Gesellschaft. Aufgrund der ständigen Ausbeutung haben sie oft jegliches Vertrauen zu Erwachsenen verloren.
3.1 Die Fakten:
Die UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, das sich für die Rechte der Kinder, für deren Überleben, Entfaltung und Sicherheit einsetzt, schätzt, dass weltweit etwa 246 Millionen Kinder arbeiten müssen. Davon arbeiten 171 Millionen unter besonders gefährlichen Bedingungen.
Laut UNICEF ist jedoch nicht jede Form von Kinderarbeit negativ. UNICEF unterscheidet deshalb zwischen zwei Formen von Kinderarbeit: „Kinderbeschäftigung“ und „Kinderarbeit“.
Kinderbeschäftigung (child work):
Kinderbeschäftigung umfasst jegliche Teilnahme an ökonomischen Aktivitäten, welche die Gesundheit und Entwicklung des Kindes nicht negativ beeinflusst und die Ausbildung des Kindes nicht behindert. Nach Artikel 138 der ILO (International Labor Organisation) sind leichte Tätigkeiten ab einem Alter von zwölf Jahren erlaubt.
Konkret können dies Tätigkeiten zu Hause sein, auf dem häuslichen Bauernhof oder im Familienunternehmen. Kinderbeschäftigung ist dann vertretbar, wenn sie nicht gesundheitsgefährdend ist und die Kinder nicht am Schulbesuch und an üblichen kindlichen Aktivitäten hindert.
Kinderarbeit (child labour):
Kinderarbeit beinhaltet jede Tätigkeit, welche die Richtlinien der Konvention verletzt. Von Kinderarbeit spricht man, wenn Kinder unter zwölf Jahren und Kinder im Alter zwischen zwölf und vierzehn Jahren schwere Arbeit leisten müssen.
Zu den schlimmsten Formen von Kinderarbeit zählt UNICEF Sklaverei, gewaltsamen Arbeitsdruck, Prostitution, Schwarzhandel, Zwang zu illegalen Tätigkeiten und gefährliche oder gesundheitsgefährdende Arbeitsumstände.
4. Perspektiven:
UNICEF kann gegenwärtig die Kinderarbeit nicht vollkommen abschaffen. Trotzdem kann viel getan werden, um die Arbeitsbedingungen für Kinder zu verbessern und somit „positive“ Kinderarbeit zu schaffen.
Ein Projekt in Firozabad, im indischen Bundesland Uttar Pradesh, widmet sich Kindern, die unter gefährlichen Bedingungen in einer Fabrik für Glasarmreifen arbeiten. Mit Straßenaufführungen und Shows werden die Kindern und ihre Eltern über die Gefahren dieser Arbeit informiert. Kinder zwischen sechs und vierzehn Jahren haben die Möglichkeit, nach der Arbeit das „alternative Lernzentrum“ zu besuchen. Dies ist ein weiter Schritt in Richtung einer formalen Ausbildung. In Zusammenarbeit mit der norwegischen Regierung hat die UNICEF in Nepal das Projekt „Bal Bikas Kendras“ ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um ein Kinderentwicklungszentrum auf Gemeinschaftsbasis, das arbeitenden Kindern sechsmal in der Woche zweistündigen Unterricht anbietet.
4.1 Schule:
In Indien geht man in der Regel von sechs bis vierzehn Jahren zur Grund- bzw.
Mittelschule. Der Besuch der Grundschule ist kostenlos, allerdings nimmt die Zahl der Schulabbrecher in den höheren Jahrgängen zu. Nach der Mittelschule schließt sich ein dreijähriger Besuch einer weiterführenden Schule an, nach dem man einen Abschluss erhält.
Schüleralltag:
Für Schüler in Indien ist Schule sehr, sehr wichtig. Da es viel Wettbewerb gibt und man
obenauf bleiben will, müssen Schüler viel Zeit in die Schule investieren. Dies wird ebenso
von den Eltern erwartet. Hiermit ist allerdings nur die Mittel- und Oberschicht gemeint, denn für die ärmere Bevölkerung spielt Schule noch keine große Rolle. In ihrer Freizeit treffen sich indische Jugendliche gerne und gehen ins Kino oder machen Sport. Am beliebtesten sind Hockey und Kricket. Eltern sind beschützend und möchten wissen, wo ihre Kinder sind und was sie machen. Eltern legen auch Regeln fest, an die sich die Kindern halten. Schüler leben so in einer „kontrollierten Unabhängigkeit“, was allgemein akzeptiert wird. Jungen werden häufig mehr verwöhnt als Mädchen, müssen weniger im Haushalt helfen und haben mehr Freiheiten. Dies gilt allerdings hauptsächlich in traditionelleren Familien, in der Stadt haben viele Familien häufig eine emanzipierte Sichtweise.
5. Slums:
Ursachen für die Slumbildung ist die Armut auf dem Land und das fehlende Arbeitsplatzangebot in ländlichen Gebieten. Meist erwarten sich Menschen in den Städten bessere Lebensbedingungen und erhoffen sich ein höheres Einkommen. Durch die einsetzende Landflucht kommt es in den Städten zu Wohnraummangel welcher zur Gründung informeller Siedlungen führt. Eine jahrelang erfolglose Politik konnte mit der Bevölkerungsexplosion im Hinblick auf infrastrukturelle Entwicklung und Wohnungsbau nicht Schritt halten. So leben fast 50 Prozent der Bevölkerung in Mumbai auf der Straße oder in illegalen Slums – errichtet auf Brachland. Sie haben nur acht Prozent des städtischen Lebensraums zur Verfügung. Dort errichteten sie sich Hütten, während die Stadt mit Unterstützung der Weltbank einige infrastrukturelle Erschließungen wie etwa die Errichtung öffentlicher Toiletten (pro 150 Personen eine Toilette) und Duschgelegenheiten vornahm. Diese öffentlichen Einrichtungen sind heute allerdings in einem katastrophalen Zustand. Die Sozialstruktur dieser Bevölkerungsschicht zeigt, dass es sich hier nicht nur etwa um eine Schicht von Ungebildeten handelt, sondern dass viele Menschen morgens ihre Slumhütten verlassen und zur Arbeit ins Büro in die „City" fahren.
6. „Slumdog Millionär“:
6.1 Slum Dharavi:
Der Slum Dharavi liegt Mitten in Mumbai und gilt heute mit einer Fläche von 2km² als der größte Slum von ganz Asien. Aber es war nicht immer ein Slum. Dharavi ist so alt wie das restliche Mumbai und wurde ursprünglich von Fischern bewohnt, denn Mumbai bestand früher aus einigen Inseln. Im Laufe der Zeit wurden die Wasserflächen trockengelegt um mehr Lebensraum zu schaffen, gleichzeitig verloren die Fischer aber auch ihre Lebensgrundlage. Die trockengelegten Flächen boten Platz für Migranten, die bis heute aus ganz Indien in die relativ wohlhabende Stadt Mumbai strömen. Doch anstatt dort in Wohlstand zu leben endeten sie in den Slums. Ursprünglich lag Dharavi am Rande der Stadt, was typisch für einen Slum ist, doch mit der Zeit hat sich die Stadt sehr stark vergrößert und den Slum umwachsen, sodass Dharavi nun mitten in Mumbai liegt. Es gibt Pläne, Dharavi in einen modernen Stadtteil zu verwandeln. Angeblich sollen dabei die Bewohner nicht vertrieben werden, Kritiker vermuten jedoch, dass genau dies das Ziel sein soll um die Fläche wirtschaftlich nutzbar zu machen. Die Bewohner des Dharavi Slums hoffen auf Unterstützung im Kampf um ihren Lebensraum durch die Produzenten von Slumdog Millionär, da dies der Slum ist, indem der Film gedreht wurde.
Das Leben in Dharavi – zwischen Film und Realität:
Die meisten in Dharavi lebenden Menschen haben eine schlechte Meinung zum Film, auch wenn sie ihn noch nicht gesehen haben, weil Kino für sie einfach zu teuer ist. Sie haben nur den Titel gehört und empfinden es als Beleidigung, mit einem Hund verglichen zu werden. In Dharavi gab es deswegen schon einen Protest gegen den Film und zwei Sozialarbeiter versuchen per Gerichtsklage eine Umbenennung des Films durchzusetzen. Sie empfinden es als kränkend, da sie alles andere als schlechte Menschen sind. Sie arbeiten hart, vielleicht härter als manche wohlhabenden Menschen und müssen jeden Tag aufs Neue ums Überleben kämpfen. Viele Bewohner der Slums sind der Meinung, der Film spiegelt ein Dharavi von vor zehn Jahren wieder.
„Die Realität ist besser als im Film“, sagt Dogi, ein achtzehnjähriges Mädchen, „Es hat sich hier vieles zum Besseren gewandelt.“ Sie hält einige Filmszenen, zum Beispiel die, in der ein Junge blind gemacht wird damit er besser betteln kann, für übertrieben.
Auch die Szene, in der der junge Jamal in eine Latrine springt, weil er sonst nicht aus einer verschlossenen Toilette herauskommt, sehen manche Bewohner als Beleidigung. Laut ihrer Aussage hätten sie in ganz Dharavi noch nie eine so schmutzige Toilette gesehen. Sie fragen sich, warum der Regisseur nur negative Seiten des Slums zeigt. Einig sind sich die Slumbewohner jedoch, dass die als skrupellos und hartherzig dargestellten Polizisten der Realität entsprechen. Viele von ihnen haben selbst schon Erfahrungen mit ihnen gemacht. Slumdog Millionär spiegelt die Realität folglich nicht ausnahmslos korrekt wider, es wird etwas übertrieben dargestellt, doch die meisten der Szenen beruhen auf wahren Begebenheiten.
6.2 Produktion und Entstehung:
Simon Beaufoy schrieb das Drehbuch in Anlehnung an den Roman Rupien, Rupien von Vikas Swarup. Um es noch verbessern zu können, reiste er drei Mal nach Indien und befragte indische Straßenkinder. Im Sommer 2006 luden die britischen Produktionsfirmen Celador Films und Film4 den Filmregisseur Danny Boyle ein, das Drehbuch zu lesen. Dieser war davon begeistert und entschloss sich, den Film zu drehen. Zunächst bildeten die hohen Produktionskosten ein Problem, doch als dieses schließlich gelöst war reiste das Filmteam im
September 2007 nach Indien, um mit den Dreharbeiten zu beginnen. Drehorte waren unter anderem die Slums in Mumbai und der Vorort Juhu. Der Film greift die Themen des schweren Lebens, vor allem für Kinder, in den Slums auf. Es geht um Religionsunruhen und Bettlerorganisationen, in denen Kinder misshandelt und zum Betteln gezwungen werden.
6.3 Der Regisseur:
Danny Boyle ist 1956 in Radcliffe geboren worden. Er begann seine Karriere im Londoner Theaterhaus der Joint Stock Theatre Company.
1982 wurde er Intendant des Royal Court Theatre. Ende der 80er Jahre wandte er sich dem Fernsehen zu und wurde Regisseur und Produzent mehrerer Serien.
Bis zu seinem Erfolg mit dem Film „Slumdog Millionär“ hatte Boyle an neun Filmen mitgewirkt. Unter anderem bei 28 Days Later, 28 Weeks Later und Sunshine.
Den Erfolg seines letzten Films „Slumdog Millionär“ nutze Boyle um ein Menschenrecht für Bildung zu fordern.
"Damit meine ich keine umfassende Allgemeinbildung, ich denke an grundsätzliche Fähigkeiten wie das Lesen und Schreiben der eigenen Sprache", sagte er der Zeitung ZEIT.
Dieser Traum habe sich während der Dreharbeiten zu dem Film „Slumdog Millionär“ entwickelt. Er schlägt vor, Entwicklungsländer mithilfe von Krediten dabei zu unterstützen.
6.4 Die Schauspieler:
Die Hauptrollen in dem Film spielen Dev Patel, Madhur Mittal und Freida Pinto. Der am 23. April 1990 geborene britische Schauspieler Dev Patel spielt die Rolle des Jamal Maliks. Er wurde als Sohn indischer Eltern geboren und begann bereits als Kind zu schauspielern. Eben diese Rolle brachte ihm zahlreiche Preise ein, unter anderem den British Independent Film Award und den US-amerikanischen National Board Review Award, jeweils als bester Nachwuchsdarsteller.
Madhur Mittal spielt Salim, den Bruder von Jamal. Der indische Schauspieler wurde im Februar 1988 in Agra geboren. Durch seine Rolle im Film Slumdog Millionär wurde er weltweit bekannt. Um sich besser in die Rolle hineinversetzen zu können, freundete er sich mir einigen Gangmitgliedern aus Mira Road an, um sich in sie und ihre Denkweisen hineinversetzen zu können. Madhur Mittal gewann den Screen Actors Guild Award.
Freida Pinto wurde am 18. Oktober 1984 in Mumbai geboren und ist eine indische Schauspielerin, Moderatorin und Model. (Obwohl sie über keinerlei schauspielerische Erfahrungen verfügte, konnte sie Danny Boyle nach sechs monatigem Proben für sich gewinnen.)(Auch ihr verhalf Slumdog Millionär zu internationaler Berühmtheit. )
Im Mittelpunkt der Medien standen jedoch die Kinderstars, die Jamal, Salim und Latika in ihrer Kindheit spielen:
Die Kinderschauspieler:
Eben standen sie noch auf dem roten Teppich der Oskarverleihung, bei der „ihr“ Film gleich acht Trophäen gewann, schon befinden sie sich wieder im Staub der Slums, von Luxushotels in einfache Wellblechhütten: die jüngsten Schauspieler des Films Slumdog Millionär.
Der kleine Azharuddin Mohammed Ismail, der die Hauptfigur des Films als Kind dargestellt hat, ist der Star in seinem Slum, schließlich ist er jetzt eine Berühmtheit. Er durfte nach Los Angeles reisen, traf all die Stars und was das Beste war, er war mitten unter ihnen. Jetzt allerdings, zurück in seinem Slum, hat der Junge andere Wünsche. "Mein größter Wunsch ist es, „ sagt Ismail, "dass wir ein richtiges Haus bekommen, in dem wir wohnen können."
Sollte man nicht meinen, ein Schauspieler, auch wenn es nur ein Kind ist, der in einem Film gespielt hat, der acht Oskars gewann sollte das Geld besitzen, in einem Haus statt einer Wellblechhütte zu leben?
Der Meinung ist auch der Vater von Ismail: „Das einzige, was passiert ist - ich bin bekannt geworden durch meinen Sohn. Sonst nichts, nichts hat sich geändert. Mein Kind wurde ein Star und ich lebe hier wie ein Nichts."
Doch an dieser Stelle gehen die Meinungen auseinander. Der Vater von Rubina Ali, der zweiten Kinderhauptdarstellerin widerspricht: "Wir haben doch eine ganze Menge Geld bekommen. Die Vorwürfe sind nicht richtig. Die Filmleute haben sich um alles gekümmert - das Finanzielle, die Ausbildung, sie haben alle Wünsche erfüllt."
In einem Fall sind sich die Bewohner des Slums jedoch einig: Der Titel des Filmes ist nicht richtig gewählt. "Die Menschen hier sind irritiert über den Namen", sagt ein Sprecher des Slums in Mumbai. "Klar, wir leben in einem Slum, aber wir sind doch keine Hunde."
6.5 Kommentar zum Film:
Nach ausgiebiger Recherche und Beschäftigung mit den Hauptschwerpunkten des Films bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass der Regisseur mit seinem Film zwar gut auf die Lebensverhältnisse in den Slums hingewiesen hat, sie jedoch nach Aussagen von Slumbewohnern übertrieben dargestellt worden sind.
Die Religionskonflikte Indiens wurden in dem Film etwas vernachlässigt. Bei meinen Nachforschungen habe ich festgestellt, dass über die im Film beschriebenen Bettlerorganisationen keine Informationen zu finden sind. Es stellt sich also die Frage, ob diese frei erfunden sind. Nach einiger Überlegung bin ich jedoch zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht auf die unkorrekte Recherche und Darstellung des Regisseurs zurückzuführen ist, sondern an der Tatsache liegt, dass diese kriminellen Organisationen anonym und unentdeckt handeln wollen.
7. Fazit:
Ich persönlich finde es sehr erschreckend, wie unterschiedlich die Lebensbedingungen sind zwischen der armen und der reichen Bevölkerung. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass Menschen im Luxus leben ohne sich schlecht zu fühlen, während sie sehen können, dass es so vielen Menschen, insbesondere Kindern, schlecht geht und sie kaum genug Geld haben um zu überleben. Doch wenn man beginnt darüber nachzudenken, sind wir in Deutschland nicht besser. Hier wird man mit so vielen Mitteln unterstützt, sodass man, selbst wenn man kaum etwas selber verdient, ein Dach überm Kopf hat und nicht verhungern würde, und trotzdem ist es einem noch nicht genug. Die Menschen in Indien würden dankbar sein, doch hier beklagt man sich noch immer über die Unterstützung, die einem nicht genug zu sein scheint, anstatt sich glücklich zu schätzen, unter so guten Lebensbedingungen leben zu dürfen.
Deshalb bin ich der Meinung, dass man, egal wie viel Eigenvermögen man besitzt, immer das bestmögliche tun sollte, um ärmeren und sozialschwächeren Menschen zu helfen und sie zu unterstützen.