Vorwort
In meiner Semesterarbeit in dem Fach Seminar möchte ich genauer auf das Leben der Frauen in Indien eingehen. Hierbei erläutere ich speziell die Stellung der Frau, ihre Rolle in der Religion, geschichtliche Hintergründe dazu und gehe genauer auf die arrangierten Ehen ein.
Mein Motiv, dieses Thema zu bearbeiten, liegt darin, um mir ein genaueres Bild der weiblichen Bevölkerung zu machen, Vorurteile aus dem Weg zu räumen und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, die ich am Ende meiner Semesterarbeit bewertend ausführen möchte. Einbeziehen werde ich dabei die Inhalte meiner vier Hauptthemen, die dazu wegweisend nötig sind. Die theoretischen Ansätze, die mir zugrunde liegen, und mit denen ich arbeiten möchte, sind zum einen die Frau als Mutter und Hausfrau, die Frau in der Politik, welche Rolle die Frau im Hinduismus spielt und ob arrangierte Ehen bei den modernen Frauen in Indien immer noch verbreitet sind. Abgesehen von der Religion werde ich zeitlich nach der Unabhängigkeit Indiens beginnen.
1. Stellung der Frau
Als erstes werde ich Stellung nehmen zur sozialen Stellung der Frau in der indischen Gesellschaft. Soziales und Religiöses werden sich hier vermischen, da die Religion in der Gesellschaft eine Hauptrolle spielt. Die Rolle der Frau im Hinduismus werde ich noch separat ausführen.
Die untergeordnete Stellung der Frauen in Indien ist trotz gesetzlicher Regelungen nach wie vor gegeben, denn eine Frau ist nichts wert ohne ihren Mann. Viele Frauen sind verzweifelt.
Kleine Mädchen werden selbst heute, in einem Land, das technisches Know-How besitzt, atomare Bomben herstellen kann und das größte zivile Satelliten-Kommunikationsnetz der Welt besitzt, noch bei der Geburt erwürgt, vergiftet oder lebend verscharrt, weil sie eine finanzielle Last für die Familie darstellen. In Indien stellen die Frauen noch eine Minderheit dar. Falls sie die schlimmen Qualen nach ihrer Geburt überleben, bekommen sie weniger Nahrung von der Familie und werden zu harten Arbeit gezwungen. Sie werden trotz aller Verbote schon als kleine Kinder verheiratet.
Weder die Eltern noch die Behörden kümmern sich um die entsprechenden Gesetze.
Hierauf werde ich im späteren Verlauf noch genauer eingehen. Selten können die Mädchen zur Schule gehen. Zwar ist die allgemeine Schulpflicht gesetzlich festgelegt, doch um die ärmere Bevölkerung kümmert sich die Regierung nicht ausreichend. Außerdem steht in der
indischen Verfassung, dass Frauen und Männer gleich sind und Mitgift von den Eltern der Braut nicht verlangt werden dürfe. Die Wirklichkeit sieht leider in der Regel immer anders
aus. Töchter kosten der Familie Geld. Diese muss eine Mitgift aufbringen, wenn sie einen Ehemann für ihre Tochter finden will und hierbei verschuldet sie sich meistens auf Jahre. Viele Tausende Frauen sind von ihren Ehemännern und Schwiegereltern ermordet worden, weil zusätzliche Mitgiftforderungen nicht erfüllt wurden. Der Tod wird oft als Unfall kaschiert und die Schuldigen werden meist nie angeklagt. Ungerechtigkeit kommt oftmals durch das Kastenwesen. Bloß 22 Prozent der Inder gehören der oberen Kaste an und besitzen große Macht. Im feudalistischen System vergewaltigten sie Mädchen und Frauen, der unteren Kasten, und sie waren im Recht. Gerechtfertigt war dies durch das hohe Karma, in dessen Besitz sie gewesen wären. Da die hohe Geburt sehr angesehen ist und die Geburt in eine niedrigere Kaste als abscheulich gelte, schützt dieses religiöse Denken die obere Kaste vor einem Aufstand der niedrigeren. In diesem Kastensystem wird die Frau stark diskriminiert. Sie muss eine Rolle spielen. Kinder gebären, natürlich nur Söhne, und den Mann als ihren Gott ansehen und dementsprechend behandeln. Nach dessen Tod hat sie diese Rolle ausgespielt. Eine Wiederverheiratung wird durch den kommenden sozialen Druck immens erschwert. Die Witwen werden als Unglücksbringer beschimpft, weshalb es in Indien 25 Millionen Witwen geben soll. Eine allgemeine Schulpflicht könnte den Teufelskreis aus Armut, Überbevölkerung und Ungerechtigkeit gegen Frauen brechen, aber so weit sind die Inder noch nicht.
2. Die Rolle der Frau in der Religion
Da in Indien die Religion des Hinduismus vorherrscht, werde ich im genaueren auf die Rolle der Frau im Hinduismus eingehen.
Eine wichtige Rolle im hinduistischen Frauenbild stellt Sita dar, die Gattin des Gottes Rama. Das Bild der opferbereiten Gattin stellt für viele noch heute das Modell der idealen Frau dar.
Sie wurde dadurch zu einem wichtigen Thema im indischen Feminismus und in der modernen indischen Literatur.
Im religiösen Gesetzbuch des Manu steht folgendes über den Status der Frau geschrieben: „Als junges Mädchen gehörte die Frau ihrem Vater, als Verheiratete ihrem Ehemann und als Witwe ihren Söhnen und Verwandten, denn die Frau darf niemals unabhängig sein.“
Gemäß Manu ist die Frau ein von der Natur aus zum Bösen geneigtes Wesen. Weiter heißt es im Hinduismus: „Als Manu die Frau erschuf, gab er ihnen Liebe zum Bett, zum Sitzplatz, zum Schmuck, unreine Begierden, Zorn, Unehrlichkeit und schlechtes Benehmen mit.“
Nach Manu, dem Stammvater und Gesetzesgeber der Hindus ist die Frau haltlos und sinnlich und muss deswegen ständig vom Mann beschützt und unter Kontrolle gehalten werden.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Frau in der Religion ist es, Kinder zu begären und diese gut zu versorgen. Jedes Stadium der Schwangerschaft bis hin zur Geburt wird begleitet von sakramentalen Riten zum Schutz und zum Wohlergehen des Kindes sowie der Frau. Frauen
sollen möglichst viele Söhne bekommen, da diese die Sicherheit und das Überleben der gesamten Familie garantieren konnten. Hindus schätzen ihre Töchter oft geringer, gelten sie doch zu oft auch heute noch in manchen Familien als Belastung, da sie bei ihrer
Hochzeit eine Mitgift mitbringen müssen und die Familie durch Mitgiftzahlungen für zu viele Töchter oftmals verarmt. Dieses führt zu einer hohen Abtreibungsrate bei weiblichen Föten.
Außerdem spielt die Frau eine wichtige Rolle in der Familie. Normalerweise ist der Vater in der traditionellen Familie das Oberhaupt, denn er trifft alle wichtigen Entscheidungen, beispielsweise über Geldangelegenheiten – zumindest soll es nach außen hin so wirken. Im religiösen indischen Familiensystem ist die Verbindung zwischen der Mutter und ihrem Sohn die engste. Erwähnt wird in der Religion keine Bindung zwischen der Mutter und ihrer Tochter. Meist wohnt der Sohn mit seiner Ehefrau im Haus der Eltern, wenn die räumlichen
Verhältnisse dies zulassen. Die Töchter allerdings müssen das Haus verlassen werden, um in die Familie des Ehemannes zu ziehen. Dies ist oft nicht einfach für die junge Ehefrau. Sie kennt ihren Ehemann nicht, noch dessen Familie. Sie ist diejenige in der Familie mit den wenigsten Rechten und ihr Status verbessert sich oft erst, wenn sie Kinder (am besten einen Sohn) bekommt. Ältere Frauen hingegen, das heißt meist die Schwiegermütter, haben oftmals einen sehr soliden Status und besitzen Autorität. Eine soziale Rolle, die im Hinduismus traditionell nicht sehr angesehen ist, ist die der unverheirateten Frau. Ledige Frauen wohnen in Indien meist nicht alleine, sondern weiter im Haushalt der Eltern.
Das Verhältnis zwischen dem Ehegatten und der Ehefrau ist in erster Linie pragmatisch geprägt, aufgrund der arrangierten Ehe. Die Aufgabe der Frau ist es, dem Mann auch nach seinem Tod treu zu bleiben und ihn auch nach seinem Ableben zu ehren. Manchmal führt dies sogar so weit, dass sich die Frau bei der Feuerbestattung ihres Mannes lebendig verbrennen lässt. Dies macht deutlich, wie stark die Rolle der Frau im Hinduismus auch heute noch traditionsbestimmt ist.
Das Ideal eines traditionellen, religiösen Lebens ist ein vierstufiges Lebensmodell, das vorsieht, dass die Frau nach den Jahren, in denen sie sich als Kind bildet, eine Familie gründet und erst nachdem die Kinder erwachsen geworden sind, kann sie sich zurückzuziehen und sich intensiv religiösen Studien und der eigenen Erlösung widmen. So gelange sie zu hohem Karma, weshalb sie in eine höhere Kaste wiedergeboren würde. Nach Vorstellungen der Hindus kann eine Frau erst zur Erlösung gelangen, wenn sie als Mann wiedergeboren würde. Ein Mann dagegen kann nie so tief fallen, dass er als Frau wiedergeboren würde, eher noch als ein kleines abscheuliches Tier.
Abschließend lässt sich sagen, dass von der Ehefrau und Mutter in der Religion Treue verlangt wird. Außerdem muss sie für ihre Familie sorgen und ihre eigenen Ansprüche zurückzustellen.
3. Arrangierte Ehen
Im weiteren Verlauf komme ich nun zu den arrangierten Ehen in Indien. In Indien spielt die arrangierte Ehe auch heute noch eine sehr starke Rolle, obwohl die
sogenannten Liebesheiraten, also eine Heirat im westlichen Sinne durch Liebe, insbesondere in der indischen Mittelschicht, die sich auch immer mehr an westlichen Sitten orientiert,
losgelöst von der Tradition, immer üblicher werden. Normalerweise folgen die arrangierten Ehen dem Kastensystem, wohingegen Liebesheiraten über Kastengrenzen hinweg gehen
können. Hingegen ist es in der städtischen Mittelschicht üblich, dass sich die potenziellen Brautleute mit den Familien kurz treffen, um so einen ersten Eindruck gewinnen zu können. Da die Treffen sehr kurz sind, kann hier keinesfalls von Kennenlernen gesprochen werden. Ist der erste Eindruck allerdings negativ, haben die werdenden Eheleute in spe eine Art Vetorecht, und die Eltern müssen sich erneut auf die Suche nach einem Partner für ihre Kinder begeben. In ländlichen Gegenden ist ein Treffen hingegen unüblich, denn hier beschränkt sich das Kennenlernen gewöhnlich nur auf das Austauschen von Fotos und eventuell kurzen Briefen, der zukünftigen Braut und des zukünftigen Bräutigams, um etwas Persönliches über den Anderen erfahren zu können, wie persönliche Interessen, Hobbys oder ähnlichem.
Traditionell sehr wichtig ist bei der indischen Hochzeit außerdem die Mitgift. Sie spielt eine zentrale Rolle. Üblich ist, dass der Vater der Braut die Familie des Bräutigams beschenkt, beziehungsweise bezahlt, mit Geld, Schmuck und ähnlichem. Wenn der zukünftige Bräutigam nun aus einer sozial höher gestellten Schicht kommt, kann die Mitgift oft enorm groß ausfallen und so verschulden sich auch viele indische Familien. Da die Familie der Braut auch traditionell die Hochzeitsfeier ausrichten und bezahlen muss, treibt dies manche Familien sogar in den Ruin. Aufnehmen tun sie all das auf sich, weil für viele Inder die Hochzeit ihrer Kinder das wichtigste Ereignis im Leben ist. Da es aber immer wieder zu sogenannten „Mitgiftmorden“ kommt, wenn die Brautfamilie den ausgehandelten Preis nicht vollständig bezahlen kann, hat die indische Regierung das Zahlen von Mitgiften verboten. Daran halten tun sich die gläubigen Hindus jedoch nicht, da Tradition und Glaube an erster Stelle stehen. Auch die Regierung überwacht die Familien nicht ausreichend.
In Indien gehört das Eherecht zur Religion. Die Bedingungen für eine hinduistische Ehe sind im Hindu Marriage Act von 1955 festgehalten. Manchmal wird ausdrücklich Bezug genommen auf religiöse Traditionen und Rituale, meistens aber sind die traditionellen Wertvorstellungen nicht mehr in den heutigen Gesetzen verankert. In den klassischen Rechtstexten des Hinduismus wird die Ehe als heiliges Sakrament bezeichnet. Das Band, welches die Eheleute während der Hochzeitszeremonie tragen müssen und welches die beiden verbindet, soll beide vor dem Gesetz als eine Person betrachten. Die formelle Übergabe der Braut durch den Vater und das siebenmalige Umringen des heiligen Feuers durch Bräutigam und Braut haben essentielle Bedeutung für hinduistische Heiraten.
Die sogenannte Brahmanhochzeit ist heutzutage am meisten verbreitet. Sie ist die erste, in einer Liste von acht, die der wichtigste hinduistische Gesetzgeber Manu empfohlen hat. Sie ist sehr aufwendig durchzuführen und vorzubereiten und deshalb dauert sie oft mehrere Tage. Heute jedoch dauert sie nur noch einige Stunden beziehungsweise zwei Tage, wenn die Braut und der Bräutigam die Reinigungsriten, die vollzogen werden müssen vor der Hochzeit gewissenhaft einhalten. Das Fest wird, wie schon erwähnt, von der Brautfamilie ausgerichtet und findet meist unter einem im Hof aufgehängten Baldachin statt oder aber in einem Zelt. Alle Beteiligten sitzen im Schneidersitz um eine Feuerstelle, um dem heiligen Feueropfer Yajna zu ehren. Das ganze Ritual wird von einem Priester geleitet, der Satz für Satz aus dem Gottesbuch vorliest, welches die Beteiligten nachsprechen. Anschließend, in der Kanyadan-Zeremonie, übergibt der Brautvater seine Tochter an den Bräutigam, in dem er die Hände der beiden über einen Krug zusammen legt und sie mit einer Blütengirlande und einem roten Tuch umwickelt. Hier lässt sich eine Gemeinsamkeit mit der katholischen Hochzeit erkennen, in der der Priester die Hände des katholischen Brautpaares zusammenfügt. Später wird der Sari der Frau von anderen Frauen mit dem Schultertuch des Mannes zusammengeknotet. Dies dient als Zeichen der ehelichen Verbindung. Dies ist ein wichtiges Merkmal für eine Hochzeit, denn man sagt von jemandem in Indien, der bald heiraten wird, dass er/sie den Knoten knüpfen wird. Im weiteren Verlauf werden dem Paar große Blütenketten um den Hals gehangen und der Priester entzündet während seines Gebets ein Feuer, welches nun den Gott Agni in seiner Gegenwart repräsentieren soll. Nach einigen anderen Zeremonien, die in den Traditionen recht unterschiedlich sein können, kommt schließlich der wichtigste Teil der Eheschließung. Das Saptapadi, also die sieben Schritte. Dieser Höhepunkt verbindet das Paar
für immer. Siebenmal muss das Paar um das Feuer herum gehen, immer durch die Tücher miteinander verknotet. Traditionell geht der Mann voran, während die alten Schriften, die Frau als erstes schreiten lassen. Zum Schluss tupft er ihr noch die geweihte rote Farbe auf den Scheitel und tupft ihr auf die Stirn einen roten Punkt, der als Segenszeichen für die verheiratete Frau dienen soll. Letztendlich hat sie das letzte Wort und willigt ein durch die Worte: „Du bist mir willkommen!“
Ein weiteres hinduistisches Eheversprechen ist der sogenannte Pani Grahan, die Handnehmen-Zeremonie. Dabei nimmt der Mann die rechte Hand der Frau in seine Hände und spricht folgende Worte:
„Ich nehme deine Hand, mögen wir glücklich sein. Mögest du mit mir, deinem Mann, lange leben. Die Götter haben dich mir gegeben, damit du mein Haus regierst. Du bist die Königin meines Hauses. Ich bin Samaveda, du bist Rigveda. Ich bin Himmel, du die Erde. Komm lass uns heiraten.“
Frau: „Ich nehme dein Herz in meines. Mögen unsere Gedanken eins sein! Möge Gott uns vereinen!“
Der Mann nimmt dann seine Frau meist nach drei Tagen mit in sein Haus, beziehungsweise in das seiner Familie, wo diese die Frau mit Butterlampen, Räucherstäbchen und Blumen
segnend empfangen. Oftmals gibt es dann im Haus noch einmal ein großes Hochzeitsfest. Diese Zeremonie wird auch bei Kinderehen durchgeführt, da so, das inzwischen herangewachsene Mädchen in das Haus des Bräutigams aufgenommen wurde, um die vor einigen Jahren bereits geschlossene Ehe zu vollziehen. In früheren, stärker traditionellen Zeiten, sah sich das Paar beim zeremoniellen Feuer oft zum ersten Mal. Man traute den Eltern zu, dass sie den richtigen Partner ausgesucht hatten. Heute haben junge Leute manchmal die Möglichkeit, sich vorher zu sehen. Die Jugendlichen aus der Stadt, dessen Familien oft schon moderner sind, können sich mit dem zukünftigen Partner meist auch treffen und gegebenenfalls die vorgeschlagene Wahl ablehnen. Die Zahl der Hindus, die sich ihren Partner selbst aussuchen steigt zusehends, allerdings nur in der Stadt. Auf dem sehr religiösen und traditionellen Land sieht es in der Regel anders aus.
Es gibt auch Hindus in Indien, die ohne hinduistisches Ritual heiraten wollen. Diese können dies unter dem Special Marriage Act tun, ohne dabei den Status als Hindu einzubüßen. Dabei handelt es sich um eine Zivilehe, die kein religiöses Ritual erfordert und beim Marriage Officer des Dirstriks durchgeführt wird. Der Marriage Officer stellt hier eine Art Standesbeamten dar.
4. Die indische Frau in der Politik
Schon einige Frauen haben sich in der indischen Politik einen Namen gemacht, wie Indira oder Sonia Gandhi oder die Ministerpräsidentin von Uttar Pradesh Mayawati. Doch bei den aktuellen Wahlen bilden sie eine Ausnahme.
Indira Gandhi war die Tochter von Jawaharlal Nehru, des ehemaligen Weggefährten von Mahatma Gandhi, und ehemalige Premierministerin des Landes. Die Politik wurde der 1984 ermordeten Politikerin in die Wiege gelegt. Mit starker Hand regierte die "Eiserne Lady" Indien insgesamt 15 Jahre lang, von 1966 bis 1977 und von 1980 bis 1984. Indien wurde also ziemlich lange von einer Frau regiert.
Laut der Menschenrechtsaktivistin und Frauenrechtlerin Madhu Kishwar war Indira Gandhi zwar eine starke und mächtige Frau, dennoch habe sie aber nichts getan, um die Lage der
Frauen in Indien zu verbessern und sie in der Politik zu fördern. Schon 1949 bekamen Frauen in Indien das Recht, wählen zu dürfen. Doch bis heute sind Frauen auf allen politischen Ebenen nicht im selben Maße vorhanden, wie ihre männlichen Mitbürger. Bei den diesjährigen Parlamentswahlen gibt es etwa 1700 Kandidaten. Weniger als neun Prozent
davon sind Frauen. Die Frauen in der Politik kümmerten sich meist um die Rechte von Frauen und Kindern. Weiter kämen sie jedoch nicht. Es ist die politische Basis, die den Frauen in Indien fehlt. Da Sonia Gandhi, die Vorsitzende der regierenden Kongresspartei, schon im Jahre 2004 auf das Amt der Premierministerin verzichtet hatte und auch dieses Mal einem Mann den Vortritt lässt, wird es noch lange dauern, bis wieder eine Frau Indien regieren wird.
Im Jahre 1996 wurde ein Gesetzesentwurf verabschiedet, der besagte, dass ein Drittel der Abgeordnetensitze an Frauen gehen sollte. Allerdings wurde dieses Gesetz nur eingeführt, da man sich so mehr weibliche Wählerstimmen in der Politik erhoffte.
Dort wo das Gesetz dennoch umgesetzt wurde, verzichteten die Männer sogar auf ihr Amt und gaben es an ihre Frauen weiter. Allerdings waren diese zumeist einfache Hausfrauen und oft auch Analphabetinnen, sodass die Männer die politische Arbeit weiterführten.
4.1. Indiens Frauenrechte
Durch die Befreiungsbewegung, die zur Unabhängigkeit Indiens führte, entstand auch die indische Frauenbewegung. Das besondere Interesse dieser Frauenbewegungen war Schulen für Mädchen zu errichten, was bis heute zum Großteil schon erfolgreich gelungen ist.
1965 wurden neue Rechte für Frauen erkämpft werden, die im Hindu Code festgeschrieben wurden, da viele Frauenorganisationen starken Druck auf die Regierungen ausüben konnten. Jedoch kam 1974 ein Bericht über die Lage der indischen Frauen heraus, der deutlich machte, dass sich die Situation derer sozial, als auch wirtschaftlich in den letzten 60 Jahren verschlechtert hatte. Dies lag daran, dass die theoretischen Gesetze oft praktisch nicht zur Anwendung kamen.
Die Frauenaktivisten der Ober- und Mittelschicht bemerkten, dass die Lage nur verbessert werden kann, wenn man mit den Frauen aus allen Kasten zusammenarbeitet. So entstanden viele Selbsthilfeinitiativen und Projekte, die von Frauen für Frauen geleitet werden. Zum Beispiel wurden Geschäfte eröffnet, in denen es Lebensmittel zu sehr geringen Preisen gibt und es wurden Mikro-Kredite für Frauen ermöglicht, damit sich diese eine Existenz aufbauen können.
Des Weiteren protestierten die Frauen auch gegen den Bau eines Staudamms im Naramada-Tal und wollen das Recht auf Information durchsetzen. Man sieht, dass die Frauenbewegungen sehr stark sind und sich die Frauen stark für ihre Bürger- und Menschenrechte sowie gegen Vorurteile einsetzen. Die wichtigsten Errungenschaften, die bis jetzt gemacht worden sind, sind das indische Frauen-Ministerium und die Kommissionen auf zentral- und unionsstaatlicher Ebene, die sich um die Rechte und Bedürfnisse von Frauen kümmern.
5. Frauen in Deutschland-Frauen in Indien
Oft geben sich die Frauen in den westlichen Ländern meist selbst die Schuld, wenn sie ihre Karriereziele nicht verwirklichen können, da es viele Gleichstellungsgesetze gibt, die ihnen eine wirtschaftliche und politische Karriere ermöglichen. Doch meist liegt dies an den äußeren Umständen, die es trotzdem schwer für sie machen, trotz der zahlreichen Gesetze. So geht auch die Gleichberechtigung der Geschlechter innerhalb der Gesellschaft nur sehr langsam voran, obwohl sich die Technik und die Wirtschaft rasend schnell weiterentwickelt. Für die Frauen stellt heutzutage dieser Wandel eine große Herausforderung dar. Einerseits drängt man in Deutschland dazu, dass die Frau mehr Kinder gebären soll, andererseits sollte man doch gleichzeitig Rahmenbedingungen schaffen, die der Frau es möglich machen den Beruf und die Familie miteinander zu vereinbaren.
Dennoch hat sich das Frauenbild in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Dies erkennt man gut daran, dass Frauen heutzutage nach beruflicher Karriere streben, aber auch gute Mütter und Hausfrauen zugleich sein wollen.
Trotzdem stimmen die meisten Männer in Deutschland immer noch viel lieber der klassischen Rollenverteilung zu. Die Frau soll die Mutter und Hausfrau darstellen. Die Männer kümmern sich um die finanzielle Absicherung der Familie und somit um ihre Karriere. Allerdings nicht in dem Umfang wie es Indien der Fall ist. Es haben sich aber nicht nur die Strukturen der Gesellschaft geändert, sondern auch die Einstellungen der Frauen, sich im Beruf zu verwirklichen.
Besondere Ablehnung erfährt die arbeitende sowie Familien versorgende Frau im Westen Deutschlands, denn dieser ist stark christlich geprägt. Dort ist die Frau Hausfrau und Mutter und versorgt ihre Familie. Hieran erkennt man deutlich, dass diese Ansichten auf Traditionen und Religion beruhen, die bekanntlich in religiös geprägten Ländern wie Indien stark verbreitet sind. Deshalb stellt es eine Schwierigkeit dar gerade dort die vorherrschenden Werte abzuschaffen und neue einzuführen.
Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung der Frau in Indien ist im Gegensatz zur deutschen Frau stark durch ihre Religion und Tradition geprägt. Dennoch nehmen die westlichen Kulturen immer mehr Einfluss auf den indischen Alltag, sodass neue Ideen allmählich in der Ober- und Mittelschicht umgesetzt werden.
Gerade in den ärmeren, ländlichen Gebieten des Landes, in denen Mädchen noch ungewollt sind und für die Familien nur eine Last darstellen, legen diese großen Wert darauf, dass die jungen Frauen zu guten Ehefrauen erzogen werden. Ihre Aufgaben bestehen darin zu lernen, wie man die Familie versorgt, die Kinder erzieht, wie man eine gute Ehefrau und Mutter wird und wie man, beziehungsweise dass man, viele Söhne gebärt. Genau das macht es vielen indischen jungen Frauen heutzutage noch schwer soziale und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen. Trotzdem machen sich schon einige Veränderungen breit, die sich durch den Individualismus einiger unabhängiger Frauen in Indien zeigt. Sie bemühen sich Tradition und Moderne miteinander zu vereinbaren, was oftmals ein großes Problem gerade bei den Männern darstellt. In Deutschland ist es heutzutage unvorstellbar von einer Frau zu verlangen zuhause zu bleiben, nachdem sie ein Kind bekommen hat, was in Indien bis vor einigen Jahren dennoch völlig normal war, da sich die Ehefrau um Kinder und Haushalt zu kümmern hatte. Da die indische Mittelschicht aber mehr und mehr nach westlichen Luxusgütern strebt, müssen auch die indischen Männer langsam mit dem Umdenken der traditionellen Rolle der Frau beginnen, denn es wird mehr und mehr gewünscht, dass diese auch zum Familieneinkommen etwas beiträgt. Dies wiederum verschafft ihnen eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit und stärkt ihr Selbstbewusstsein.
Während Frauen in Deutschland ihren Partner selbst wählen können, besteht hingegen in Indien das Prinzip der arrangierten Ehe. Diese wird mehrheitlich unterstützt und viele junge Menschen sehen es als völlig normal, dass sich ihre Familien um alles kümmern. Dies hängt größtenteils damit zusammen, dass der Familie eine große Bedeutung zusteht in Indien, die Bedürfnisse des Einzelnen untergeordnet werden, und man es auch durch Traditionen und Religion nicht anders in der Erziehung mitbekommen hat. In Deutschland allerdings steht das Individuum stark im Vordergrund.
Unterschiede zwischen beiden Ländern gibt es auch bei der Problematik der Scheidung. Für indische Frauen ist es meist noch immer undenkbar sich scheiden zu lassen, da sie laut der Tradition wieder ins Haus ihrer Eltern zurückkehren müssen und dies eine Schande über die Familie und deren Ruf bringt. In Deutschland dagegen ist die Zahl der Scheidungen in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen.
Das gewonnene Selbstbewusstsein der deutschen Frauen in den letzten Jahrzehnten, welches sie durch ihre berufliche Karriere erlangt haben und wodurch sie eine wirtschaftliche Unabhängigkeit erlang haben, ist ein Grund dafür.
6. Fazit
Im weiteren Verlauf werde ich bewertend Stellung zu meinen ausgearbeiteten Materialen nehmen. Da ich eine Frau aus der modernen westlichen Welt bin, kann ich auch nur aus einer bestimmten Sicht auf die Dinge eine Bewertung abgeben. Nachdem ich nun die Situation der Frauen in Deutschland und Indien, hinsichtlich bestimmter Aspekte, betrachtet habe, konnte ich feststellen, dass Frauen in Deutschland weitaus mehr Rechte haben, bessere Ausbildungsmöglichkeiten und mehr Chancen im Beruf erfolgreich zu sein. Aber auch für indische Frauen sind bessere Zeiten angebrochen. Auf Grund des in den letzten Jahren enorm gestiegenen Wirtschaftswachstums, hat sich die wirtschaftliche Lage für viele Inder, insbesondere Frauen, wesentlich verbessert. Zudem konnte die rechtliche Situation der indischen Frauen durch das große Engagement der zahlreichen Frauenrechtsorganisationen positiv verändert werden. Groß sind aber sicherlich noch die Probleme, die weiterhin in den Bereichen der Religion bestehen. Mitgiften und Mädchenmorde lassen sich aber dennoch sicherlich nicht in kurzer Zeit abschaffen. Hier liegt es an den Regierungen die Menschenrechte stärker zu kontrollieren und auch enger zu schnüren. Eine ganze Religion lässt sich nicht abschaffen oder verändern.
In Deutschland hingegen fand dieser Prozess schon vor mehr als 30 Jahren statt. Im Unterschied zu den Inderinnen ist die rechtliche, wirtschaftliche und kulturelle Stellung deutscher Frauen in der Gesellschaft weitaus besser. Aber dennoch sind auch sie in einigen Bereichen noch benachteiligt.
Daraus folgt, dass es für Frauen beider Länder weiter gilt für ihre Rechte und ihre Unabhängigkeit zu kämpfen.